Unsere aktuelle Ausstellung:
SEBASTIEN PRESCHOUX arbeitet seit rund zwanzig Jahren im Bereich der optischen und kinetischen Kunst. Für die Ausstellung EQUILIBRIUM hat der 1974 in Chartres geborene und in Paris lebende Künstler Gemälde und Objekte geschaffen, die hier erstmalig präsentiert werden.
Farbig strahlende, schillernde Gebilde aus zarten Linien in perfekten Kreisen und ihren Überschneidungen: Sébastien Preschouxs Gemälde wirken sphärisch, dynamisch und zerbrechlich. Vor dunklem Hintergrund leuchtend scheinen die abstrakten, wie Spiralnebel wirkenden Farbgestalten aus dem Nichts zu kommen und wieder zu verschwinden, wie ein kleiner Ausschnitt oder kurzer Augenblick eines größeren Geschehens.
Es sind vom Künstler selbst hergestellte Holzträger, mehrfach geschliffen und in mehreren Schichten mit Tusche zumeist tiefschwarz bemalt, auf denen die feinen Linien strahlen. Diese sind monochrom, heller oder dunkler werdend, mit Farbverläufen, bunt oder schwarz-weiß. Ihre farblichen Abstufungen und Gegensätze – Hell-Dunkel-Verläufe, kalte und warme Farben – unterstützen die Illusion der Dreidimensionalität und lassen damit einen eigenen Bildraum entstehen. Sie sind per Zirkel mit Acrylfarbe aufgetragen. Tausendfach wiederholt formieren sie sich zu transparenten Röhren. Durch ihre Überschneidungen ergeben sich neue geometrische Formen, vereinzelt auch unabhängig von der Linienführung, durch abweichende Farbgebungen.
Die erforderliche Konzentration während der Ausführung und der enorm hohe zeitliche Aufwand sind auch für den Betrachter in den Bildern spürbar. Mit der exakten, in den Kehrungen und Wendungen bis zur Verschmelzung eng gesetzten Staffelung der hauchdünnen Kreislinien, den vorbereitenden Berechnungen, Messungen und präzisen Instrumenten arbeitet der Künstler an der technisch-handwerklichen Perfektionsgrenze.
Dieser Präzision widerspricht die Wahl des hölzernen Untergrunds, der die Farblinie aus der Zirkelspitze minimal vibrieren lässt. Das Holz protokolliert außerdem die im Streiflicht sichtbaren, winzigen Einstecklöcher des Zirkels. Es sind Spuren der Hand des Künstlers und damit des manuellen Entstehungsprozesses. Zusammen mit dem für die Op Art typischen Flimmereffekt, der durch die zarten, eng parallel und kreuzend laufenden Linien entsteht, verstärkt dieser feine, unterschwellige Widerspruch zur Perfektion den Eindruck des Schwebenden, Schwerelosen der Bilder.
Neben den Gemälden gibt es im Werk des Künstlers dreidimensionale Arbeiten, die ähnlichen Prinzipien folgen. Die Kreislinien aus Acryl sind hier parallel oder strahlenförmig gezogene Fäden im realen Raum. Zusammen- oder auseinanderlaufend bilden sie transparente zylinder- oder rhombenförmige Skulpturen, einsehbare Binnenräume mit eigenen Fluchtpunkten. Gesteigert wird diese neue Raumillusion – quasi „vierte Dimension“ – in größeren Installationen, die dem gegebenen Ausstellungsraum völlig neue, artifizielle Fluchtpunkte hinzuzufügen scheinen. Im Außenraum, wenn die Fäden fluoreszierend im Dunkel angestrahlt und somit allein sichtbar sind, entsteht sogar ein völlig autonomer Licht-Farbraum.
Typisch für die Kunst der Optical Art - der das Werk von Sebastien Preschoux zuzuordnen ist – findet der Betrachter keinen endgültigen Halt (für seine Wahrnehmung). Die parallel verlaufenden, farbig schillernden schmalen Linien flirren, irritieren und fesseln den Blick.