Unsere Studioausstellung im Oktober 2021:

KONRAD KLAPHECK

Unikate und Grafiken

Konrad Klapheck ist als magischer Realist der Maschinen in die Kunstgeschichte eingegangen. An der Düsseldorfer Kunstakademie, wo er auch studierte, hatte er über 20 Jahre lang (von 1979 bis 2002) eine Professur. Er war an mehreren documenta-Ausstellungen beteiligt.

Mit Grundlagen und Elementen aus den Avantgarden während und nach dem Ersten Weltkrieg entwickelt er seine ganz eigene Bildsprache. 1955, als die Pop Art gleichzeitig in Großbritannien und den USA entsteht und das ‚Populäre‘ zur Kunst macht, malt Klapheck sein erstes Porträt einer Nähmaschine. Ein Motiv, das er häufiger wieder aufgriff, wie auch in dem hier gezeigten Bild „Der Thronfolger“ von 1965.

An den Dadaismus erinnert die Tatsache, dass Klapheck profane Dinge aus dem Alltag in einen völlig anderen Zusammenhang stellt und damit ihres Sinns beraubt, was lustig oder beängstigend sein kann. Vor allem Letzteres spricht oft das Unbewusste an, und erinnert somit an den Surrealismus. Die technisch perfekte, glatte Darstellung ohne persönliche Handschrift verweist auf die Neue Sachlichkeit, die überdimensionale Darstellung und die starken Farben auf die Pop-Art.

Die Spannung, die sich schon durch die Vereinzelung des profanen Gegenstandes im Bild, seine Lösung aus dem vertrauten Kontext, die radikale Vereinfachung und Vereinheitlichung seiner Form und Farben und seine starke Vergrößerung ergibt, führt zu seiner Monumentalisierung und damit Verfremdung. Dieser irritierende Gegensatz zwischen der ursprünglichen, vertrauten Alltäglichkeit und Banalität einerseits und der ungewöhnlichen und rätselhaften Präsentation andererseits wird in den meisten Fällen zusätzlich durch die Unterperspektive, aus der der Betrachter die Dinge sieht, gesteigert. Hiermit werden sie endgültig zu bedeutungsschwangeren, oft auch bedrohlichen Objekten. Diese komplette Umwertung des allzu Bekannten in etwas, das in seiner Bedeutung nicht einzuordnen ist, wird meistens nochmals durch den jeweiligen Titel potenziert. Oft sind es nur Substantive, die den dargestellten Gegenstand mit wichtigen Ämtern, Prozessen, und Mächtigem beladen und damit nichts Gutes verheißen, wie zum Beispiel „Krieg“, „Schicksal“ oder aber mit feiner Ironie und schwarzem Humor versehen.

Die bildbeherrschenden, makellos aussehenden Maschinen sind zudem bei genauerer Betrachtung jeder Funktionstüchtigkeit beraubt. Indem einige Details weggelassen, andere vergrößert oder verändert sind - wie in der „Thronfolger“ - ist jede Aktion oder Dynamik durch Statik ersetzt. Wiedererkennbare, wesentliche Elemente einer Nähmaschine sind zu abstrakten Symbolen geworden. Die Nadel kann sich nicht mehr bewegen, das Nadelöhr ist nicht mehr rund, sondern rechteckig und der Faden ein steif wirkendes Mittelding zwischen Zuckerstange und Absperrband.

Das beeindruckende Gemälde schwankt paradox zwischen Präzision und mächtiger Präsenz einerseits und Unfassbarkeit und Vieldeutigkeit andererseits.

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