Ernst Peter Rade

Ernst Peter Rade wurde am 3.7.1938 in Heidenau bei Dresden geboren.

Bis zur Übersiedlung aus der DDR in die BRD machte er seine erste Ausbildung im Atelier des Architekten und Grafikers F. Hahnemann, in der Werkstatt der Künstlerinnen Sophie und Käthe Rade sowie Großonkel Karl Rade, Professor an der Dresdner Kunstakademie.

Danach begann er eine Ausbildung im Werbefach, daneben nahm er Kurse in Portrait, Karikatur und Farbtechnik bei Scharre, Denn, Prof. Oppermann, Sauerbruch, W. Schröder, grafisches Gestalten und zeichnerische Techniken bei O. Bahrenburg und Berghoff, Dortmund.

Später absolvierte er ein Studium an der Fachhochschule für Gestaltung (Werkkunstschule Dortmund), bei Vahle, Deppe und Strauss.

Studium: Bildhauerei und Plastik bei Carel Nistrath. Freie Grafik und Illustration bei Prof. Guggenberger. Förderpreis des BDA (Bund Deutscher Architekten)1957. Danach nahm er die Tätigkeit als Grafiker und Designer auf.

Seit 1962 ist Rade freischaffender Grafiker, Maler und Designer, übt einen Lehrauftrag für Kunsterziehung aus und fertigt Karikaturen und Zeichnungen für die Presse.

 

KLANGBILDER IN ACRYLTEMPERA 

Seit den sechziger Jahren entstehen Ernst Peter Rades kreative Arbeiten überwiegend in Acryltempera. Damals wurde dieser interessante Werkstoff in den Markt eingeführt. Zu einer Zeit, in der nur die wenigsten Künstler mit diesen neuen Farben experimentierten, erkannte Ernst Peter Rade schon sehr früh die Anwendungsmöglichkeiten dieses Werkstoffs. Mit diesen Farben lässt sich sowohl der zarte Ausdruck eines Aquarells, als auch die satten Tiefenlichteffekte von Ölfarben erzielen.

Die expressionistisch abstrahierten, in Farbflächen aufgelösten Kompositionen des Künstlers entstehen in einer von ihm entwickelten Grundtechnik, bei der er die verschiedenen Acrylfarbschichten übereinander aufträgt, Materialien wie Folien, Textil- und Japanfaser hinzugibt und das Werk mit Schlusslasuren versieht. Faszinierende Farbspiele entstehen, die je nach künstlerischer Absicht transparente oder opake, verhaltene oder intensiv leuchtende Wirkungen erreichen.

Mittlerweile schuf Ernst Peter Rade eine beachtliche Anzahl von Unikatmappen in Acryltempera, die seit Jahren sein kreatives Markenzeichen sind. In diesem umfassenden Mappenwerken setzt der Künstler jeweils ein bestimmtes Thema, etwa eine Reiseerfahrung oder eine klassische Musikkomposition, bildhaft um. Jedes einzelne Blatt jedoch hat auch für sich genommen eine selbständige, vollgültige Aussage.

Nur selten verläßt der Künstler in seinen Acrylmaterialbildern vollkommen den Bereich des Gegenständlichen; doch sind die Abstraktionstendenzen in einzelnen Mappen und Schaffensphasen unterschiedlich stark ausgeprägt.

Vor allem in seinen Unikatmappen zu klassischer Musik wird seine künstlerische Entwicklung vom erfassen und schildern der sichtbaren Wirklichkeit hin zu abstrakten, symbolbeladenen Aussagen nachvollziehbar.

Bereits in den siebziger Jahren eröffneten ihm fruchtbare Begegnungen mit herausragenden Kirchenmusikern und Aufführungen wie das Weihnachtsoratorium der Bochumer Kantorei oder Orffs Carmina Burana mit dem Wittener Bachchor den Zugang zur Musik als Arbeitsthema der eigenen Kunst.

Am Anfang stehen gegenständliche Originalzeichnungen zu Stockhausens "Aus den sieben Tagen" und zum Petrusoratorium von Henning Frederichs.

Schließlich wird ihm die Acryltempera zum geeignetsten Mittel, um die konkret nicht darstellbaren, abstrakten und emotionalen Aussagen klassischer und moderner Musikstücke bildlich umzusetzen.

 

LANDSCHAFTEN, ARCHITEKTUREN UND STILLLEBEN IN ACRYL

In Ernst Peter Rades unverkennbarer Acryltechnik entstand gleichfalls eine beachtliche Anzahl von Unikatmappen zu Landschaften und Reiseerfahrungen. Romantische Baumlandschaften oder die Elbauen seiner Dresdner Heimat die der Künstler erstmals wieder nach der Wende besuchte, verarbeitet er in einer Reihe zartfarbener Motive.

Reisen, die ihn in die österreichischen und italienischen Alpen sowie an die Adriaküste führten, inspirierten ihn zu abstrahierten, gefühlvollen Landschaftsimpressionen. Temperamentvoll steigert und verdichtet der Künstler in diesen Arbeiten die Farben und setzt die Wirklichkeit in eine emotionsbetonte Malerei um, in der das Gegenständliche häufig nur noch schemenhaft sichtbar ist.

Eingefügte Collageelemente formen landschaftliche Strukturen, schroffe Klippen und energisch aufgeworfene Gipfel aus. Aus Japanpapier entsteht z.B. ein zerklüfteter Bergrücken, vor dem der rote Sonnenball glüht.

Rades südliche Landschaften erblühen vollends in ihrer vollen Leuchtkraft auf. Licht und Wärme finden in den luminösen Farben dieser Kompositionen ihre sinnlichen Ausdruck. Stets wird die Farbe zum Synonym des Lichts. Weiche Übergänge und fließende Farben lassen die Bildbestandteile dieser Arbeiten atmosphärisch anmuten. Sonnenstrahlen spiegeln sich in all ihren Facetten.
In einigen Arbeiten wendet sich der Künstler wieder verstärkt dem Gegenständlichen zu und kreiert aus transparenten linearen Flächen stimmungsvolle Kompositionen außergewöhnlicher Landschafts- und Stadtansichten. Strahlender Himmel, gestaffelte Architekturen, sanfte Hügel, üppige Zypressen und Laubbäume vereinen sich zu arkadischen Landschaftsschilderungen von gesteigerter Suggestionskraft.

 

ABSTRAKTE STILLLEBEN

Das antagonistische Zusammenspiel abstrakter und wirklichkeitsbezogener Bildelemente zeigen gleichfalls einige farbsprühende Stillleben des Künstlers. Ein Netz schillernder Farbzonen rhythmisiert die Bildfläche dieser Kompositionen. Differenzierte Farbflächen ordnen sich zu einem harmonischen Ganzen, bei dem alles Gegenständliche ganz aus der Farbe heraus entsteht.

Aus der Auflösung der Formen in Farbe, aus transparenten Flächen und satten Lichteffekten entstehen stimmungsvolle Kompositionen voll lyrischer Poesie, in denen sich der Betrachter verliert.
Vor farblich aufgelöstem Hintergrund bildet Ernst Peter Rade aus leuchtenden Farbverdichtungen eine rote Kanne und Früchte ab. Dunkle Konturen und feine Schattierungen betonen die Körperhaftigkeit der Objekte.

Ein anderes Mal vereinen sich zarte Farbüberlagerungen zu einem leuchtenden Blumenstilleben. Rechteckige Farbflächen formen die durchscheinende Vase und die bunten, abstrahierten Blüten, die sich flackernd und doch kaum merklich vom Bildgrund abheben.

Betrachtet man diese schillernden Kompositionen in Acryltechnik und blickt zurück auf Ernst Peter Rades Stilleben der Studienzeit, so läßt sich die enorme Spannbreite seines künstlerischen Schaffens erahnen. In nunmehr über vierzig jahren ist ein umfassendes Werk entstanden, das Gegenständliches und Abstraktes, Naturstudie und Klangbild, schwarz-weiß Zeichnung und Farbkomposition vereint und dessen Eigenständigkeit gerade auch in seiner Vielschichtigkeit liegt. Trotz der Vielfalt der Techniken und Darstellungsweisen aber ist der Künstler immer sich selbst, seinen Themen und seiner unverkennbaren Handschrift treu geblieben.